Wehrmachtsdepot

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Tief im Wald versteckt liegen die Reste eines kleinen Wehrmachtsdepots.
Man findet Trümmer von ungefähr vier Gebäuden, die um Sprengungskrater herumliegen, diverse verrostete Metallgegenstände und einen schmalen, betonierten Schacht. Auf Luftbildern von 1939 sieht man zehn freie Flächen. Ab und an sieht man asphaltierte Strassen mitten im Wald.

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1. Wehrmachtsdepot

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Das Gelände ist aus geologischen Gründen nicht gut für den Bunkerbau geeignet. Es wäre aber möglich, dass sich in der Anlage Gänge z.B. für Übungen zum Erstürmen von Festungen befinden. Jedoch wurde das Gelände nur im Rahmen der Grundausbildung genutzt, denn für Spezialeinheiten waren andere Anlagen verfügbar. Zickzack-Gräben und Schiessbahnen, die auf alten Luftbildern zu sehen sind sprechen dafür. Einzig belegt ist die Nachnutzung eines bunkerähnlichen Gebäudes durch die Besatzungsmächte. 1948 wird der Betonklotz zu einer Gaststätte umgebaut. Anfangs ein beliebtes Ausflugslokal, gerät das wenig ansehnliche Gebäude durch das nächtliche Treiben in seiner Umgebung immer mehr ins Zwielicht. Ende der 1950er Jahre wird das “Bunker-Café” geschlossen und abgerissen.

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Quelle: Stadtarchiv Bielefeld

Neueren Recherchen zufolge wurde das Gelände später für diverse Boden-Luft- und Luft-Boden-Raketentests der Firma Ruhrstahl genutzt wofür die zehn freien Flächen sprechen. Der Schacht diente als Befestigungsmöglichkeit für die Halterungen der Abschussvorrichtungen. Die Ablaufrichtungen dienten dazu, dass die weit sichtbaren Abgase auf verschiedene Öffnungen verteilt wurden und so nur in Bodennähe austraten. Dies diente weniger der Geheimhaltung oder Tarnung sondern war eine Idee von Max Otto Kramer, dem leitenden Ingenieur für das Projekt bei Ruhrstahl, und diente wohl eher der Beruhigung der Bevölkerung. Getestet wurden meist frühe ferngelenkte Rakten mit hocheffizienter Zielsteuerung.

Hierbei handelte es sich um die RK 344 Ruhrstahl-Kramer-Luft-Luft-Rakete (auch Ruhrstahl X-4, Kramer X4 oder RK 344) und die Fritz X (auch X-1, PC 1400X oder FX 1400), eine lenkbare Sprengbombe.

Die Testraketen wurden nach der Herstellung in Gebäude in der Nähe gebracht. Dort fanden auch die Tests mit verschieden Leitsignalen und Drahtsteuerung statt. Reale Abschüsse fanden aber nur in der nordwestlichen Ecke der Anlage statt, in der sich der Schacht befindet. Die Raketen landeten dann, wenn alles klappte, südlich davon. Nach dem “Verschwinden” von Dr. Kramer im September 1944 wurden die Versuche eingestellt. Allerdings wurden weiterhin Versuche mit Luft-Boden Anti-Tank-Raketen wie der Ruhrstahl X-7 „Rotkäppchen“ (auch Kramer X-7 oder Ruhrstahl-Kramer RK 347), einer drahtgelenkte Panzerabwehrrakete, weitergeführt.

[Fotos aus dem Jahr 2011/12]

Update No1: Im Tank

Hier könnt ihr nun das Innere des geheimnisvollen Schachtes sehen. Es ist eine gewölbte Kammer die, abgesehen von zwei Löchern in der Mitte und einigen verrosteten Stufen, nicht viel von ihrem eigentlichen Zweck verrät. Jedoch sprechen Form und abgedichteten Kanten für einen Tank oder ähnliches. Für die Fotos möchte ich Thomas W. ganz herzlich danken.

[Fotos aus dem Jahr 2011]

9 Antworten auf Wehrmachtsdepot

  1. Ernst, Ralf

    Ein Freund berichtete mir vor Jahren, dass sein Bruder im Kinderheim nicht weit entfernt untergebracht war und die beiden zum heimlichen rauchen in einen der damals noch zwei nicht verfüllten Bunker gegangen sind. Es muss gegen Ende der Siebziger gewesen sein. Vorsicht auch, dass Gelände ist nur teilgeräumt, da der Stadt Bielefeld damals wie immer das Geld ausging.

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  3. Detlef

    Hallo,
    gute Bilder! Soweit mir bekannt handelt es sich bei dem Gelände **** um einen Lagerplatz, das ist gut an den terrasierten Flächen zu erkennen, siehe auch die Luftbilder von 1939 auf dem Blfd. Geodaten Server. Nach dem Kriege waren dort Behelfsunterkünfte.
    Die Raketen Versuchsanlage soll deutlich weiter Richtung Augustdorf gewesen sein.

    • Moin Detlef,

      lass dich nicht von dem 1939er Luftbild täuschen. Bis Kriegsende wurde dort noch einiges gebaut.
      Wir vermuten eine anfängliche Nutzung als Gelände für leichte Infanterieübungen. Dafür sprechen die “zickzack”-Gräben, die man auf dem alten Luftbild sehen kann. Sicher wurde das Gelände auch als Lager genutzt. Es wurden ejdoch nach 1939 noch einige Gebäude dort wo heute der “Grillplatz” ist gebaut. Ihr Fundamente kann man auf der Relief-Darstellung von TIM-Online sehen. Dass dort und nahe der südöstlich gelegenen Schiessbahn leichte Raketentest gemacht wurden geht aus alten Lieferdokumenten hervor. Natürlich ist es durchaus möglich, dass auch in der Senne solche Test durchgeführt wurden.

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  6. Hast Du eine Ahnung was das gelagert wurde? 10 Bunker, bzw. Gebäude lassen schon fast auf eine kleines MunDepo schließen.

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