LSB 8 – Hochbunker

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Der Bunker LSB8 ist der sogenannte “Sedanbunker“. Benannt wurde er nach der “Schlachten von Sedan” in den Jahren 1870 und 1940. Der 1942 geplante Hochbunker besass eine besondere Ausstattung. Mit 1796,37 m2 Nutzfläche war er der größte Luftschutzbunker in Bielefeld. Er konnte 1063 Personen Schutz bieten. Nach einer Bauplanänderung im April 1944 zog die Luftschutzleitung im Erdgeschoß ein. Dazu wurden Telefonanlagen für Konferenzschaltung, ein Funkraum, eine Befehlsstelle sowie ein Besprechungsraum eingeplant. Nach den Luftangriffen auf Bielefeld, ab 30.September 1944, koordinierte die Feuerlöschpolizei ihre Löschangriffe aus dem Bunker heraus. Die Amerikaner fanden am 4. April 1945 einen leeren Bunker vor. Ausweichbunker für die Stadtverwaltung sollte der Bunker am Lipper Hellweg in Bielefeld sein, wozu es jedoch nicht mehr kam. Nach dem Krieg wurde er im Zuge des folgenden Kalten Krieges mit ABC-Schutzmassnahmen ausgestattet. Vor einigen Jahren zog kurzzeitig eine Plattencoverausstellung dort ein. Aktuell steht der grosse Bunker leer.


[Fotos aus dem Jahr 2008]


Update No1: Innenansichten

Der grosse Sedanbunker steht aktuell zum Verkauf. Das gute Stück kann bei der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben für runde 160.000 Euro gekauft werden. Dies ermöglichte einen Besichtigungstermin. Der Hochbunker wurde im Jahr 1942 errichtet. In den Jahren 1994 bis 2009 wurde er von der Stadt Bielefeld zu Zwecken des Zivilschutzes genutzt und entsprechend unterhalten. Das Grundstück besitzt eine Tiefe von ca. 28 m sowie eine Breite von ca. 56 m. Es handelt sich um ein unterkellertes, viergeschossiges Gebäude mit einer Grundfläche von ca. 850 m². Die Außenwände bestehen aus ca. 2 m dickem Stahlbeton. Die Gebäudenutzfläche beträgt insgesamt ca. 1550 m². Der Bunker verfügt über ein funktionsfähiges Belüftungssystem. Das Gebäude besitzt zwei getrennte Eingänge, die beide jeweils in die Weißenburger Straße münden.

Quelle: Bundesamt für Immobilienaufgaben

[Fotos aus dem Jahr 2012]


Update No2: Innenansichten Teil 2

Aus aktuellem Anlass darf ich euch einen Stapel aktuelle Bilder aus dem Sedanbunker zeigen. Seit einigen Wochen dokumentiere ich jeden Winkel des grossen Hochbunkers bevor er seiner neuen Nutzung zugeführt wird. Die Fotos des Umbaus in Wohnraum stelle ich nach Abschluss der Bauarbeiten hier ein.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Update No3: Auf dem Dach

Es war ein neues Erlebnis für mich. Noch nie war ich auf dem Dach eines Hochbunkers. Mit den mittelalten Entlüftungsschloten gibt es ausser einer grandiosen Aussicht nicht viel zu sehen. Dennoch kann man gut erkennen, dass der Bunker keinen Bombentreffer abbekommen hat. Es war ein sommerlicher Tag… auf dem Dach fehlte nur der Grill.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Update No4: Umbau

Anfang des Jahres wurde der Sedanbunker für die zivile Nutzung umgebaut. Es entstand eine überaus fruchtbare Zusammenarbeit zwischen der Betonschneidegesellschaft BETAB, die hier notwendigen Wand- und Deckenöffnungen (Türen, Treppen, Lichtöffnungen) in Bauteilen von bis zu über 200 cm Dicke schnitt, und Auferstanden aus Ruinen. Ich hatte so die Möglichkeit die Betonsägearbeiten und den Ausbau der bis zu 30 Tonnen schweren Betonteile nahezu lückenlos zu dokumentieren. Mittels grossen Kreissägen wurden Lichthöfe in die Zwischendecken gesägt. Desweiteren wurden mittels einer Diamantseilsäge grosse Öffnungen in die Front, die Seiten und die Decken geschnitten und am Stück ausgebaut.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Begonnen wurde Anfang Januar mit den Vorereitungen in Form von Kernbohrungen. In bereits vorhandenen Wänden, Decken, Sohlen, Unterzügen, Fundamenten und anderen Bauteilen sind oftmals Durchbrüche und Bohrungen für nachträgliche Installationen notwendig. Besonders für das Verlegen von Lüftungsleitungen, Kabelkanälen, Wasser- und Abflussleitungen sind millimetergenaue Öffnungen gefragt. Durch die Kernbohrtechnik werden diese Öffnungen präzise sowie staub- und erschütterungsfrei erreicht. BETAB führte diese Kernbohrungen in Beton, Stahlbeton, Marmor, Granit, Sandstein, Mauerwerk und Asphalt mittels diamantbesetzten Hohlbohrern durch. Die Bausubstanz wurde hierbei nicht beschädigt. Die BETAB verfügt über Kernbohrgeräte der neuesten Generation (Hochfrequenztechnik). Bohrungen von 12 mm bis 1200 mm Durchmesser und Bohrtiefen bis zu mehreren Metern Tiefe sind möglich. Hierfür wird eine Führungsschiene an die zu bohrende Stelle an dem Mauerwerk angebracht, der Bohrkopf eingesetzt. Eine Wandstärke von 50 cm ist in wenigen Minuten durchbohrt.

Nach diesen Bohrungen begann das Wegsägen der ersten Zwischendecke mit zwangsgeführten Sägen (sogenannten Wandsägen). Schnitttiefen bis zu 65 cm sind die Regel (darüber hinaus ist der Einsatz einer Seilsäge sinnvoll). Hierfür wird neben einem kleinen, handbetrieben Brückenkran eine Führungsschiene am Boden installiert. An diese Schiene wird das Kreissägeblatt montiert. Die Führung erlaubt dem Sägeblatt eine horizontale Bewegung und der Schlitten an dem das Sägeblatt montiert ist lässt sich vertikal bewegen. So entsteht jeweils ein Schnitt. Danach muss die gesamte Konstruktion mit Kran und Schiene abmontiert, versetzt und an der nächsten Schnittposition erneut montiert. Die Blöcke der Zwischendecke wogen an die 3 Tonnen.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Desweiteren begannen die Seilsägearbeiten an der Frontseite des Hochbunkers. Hier entstand eine garagengrosse Öffnung mittels einer Diamantseilsäge. Seilsägen kommen immer dann zum Einsatz, wenn es gilt, dickere Bauteile zu trennen. Ab Schnitttiefen von über 50 cm kann der Einsatz der mit Diamantperlen besetzten Seile schon wirtschaftlich sein. Für Wand- oder Deckenöffnungen in alten Bunkern mit bis zu 3,00 m dicken Wänden oder Decken ist der Einsatz von Seilsägen ideal. Aber auch andere dicke Bauteile lassen sich hiermit staub- und erschütterungsfrei bearbeiten/trennen. Die eingesetzten Seile lassen sich je nach Bedarf verlängern oder kürzen. Über elektrisch angetriebene Rollenantriebe wird das Seil, welches durch eine vorher erstellte Kernbohrung durch das Bauteil hin und wieder zurückgeführt wird, angetrieben. Die Diamantperlen auf dem vorgedrehten Seil schneiden das Material schonend auf, während die Seilführungen oder der Seilspeicher elektrisch zurückgefahren werden. Einschlägige Erfahrungen mit der Seilsägetechnik hat BETAB bei verschiedenen Bunkerumbauten sammeln können. Aber auch Türöffnungen, Fensteröffnungen und Deckenöffnungen in Bauteilen bis 3,20 m sind kein Problem.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Aufwendig ist auch hierbei die Montage des Gerätes. Führungsrollen mussten präzise an die Seilein- und Austrittsbohrung angebracht werden. Das Diamantseil läuft mit ca. 50 Meter in der Minute. Reisst so ein Seil, verhalten sich die Bruchstücke, aufgrund der Laufgeschwindikeit und der Spannung, wie Gewehrkugeln die ohne Probleme einen Körper durchschlagen können. Aus diesem Grund wird im laufenden Sägebetrieb immer hinter einer Wand Schutz gesucht. Die Säge schaltet sich automatisch ab wenn gewisse Vorgaben erreicht werden. Nachdem der umlaufende Schnitt fertig war wurde im oberen Bereich der Ausgeschnitten Blöcke an der Front ein weiterer horizontaler Schnitt vollzogen um zwischen Block und Wand eine Lücke zu schaffen. Dies ist notwendig um die Blöcke nach vorne herauszuziehen, da sonst nicht genug Spielaum war. Diese Blöcke wurden versetzt vor die Front gesetzt und bleiben dort stehen.

[Fotos aus dem Jahr 2014]


Ein weiterer Punkt der Sägearbeiten war das Aussägen eines 20 Tonnen schweren Quaders in der Aussenwand des 2. Obergeschosses mittels Seilsäge. Zuerst wurde wie an der Frontseite der umlaufende Schnitt gemacht. Danach wurden im unteren Teil des Blockes Kernbohrungen vorgenommen. In diese Kernbohrungen wurden Stützblöcke gesetzt und danach der restliche untere Teil ausgesägt. Das Entfernen des Blockes von aussen gestaltete sich um einiges aufwändiger als an der Front durch die Position im 2. Obergeschoss. Hierfür musste ein Hubgerüst unterhalb des Blockes aufgebaut werden. Nach austarieren des Fundamentes wurden zwei grosse Stempel aufgestellt an deren Oberseite ein Stahlträger längs zur Bunkerwand befestigt wurde. Nun wurden drei kleinere Stahlträger durch die Lücke unterhalb des Quaders bis in den Innenraum geschoben und aussen auf dem Stempel-Stahlträger abgelegt. Von innen drückten dann kleine Maschinen den Block über die Stahlträger nach Aussen. Sobald der Block einige zentimeter vor der Aussenwand stand wurden an den Seiten Bohrungen für die Befestigung am Kran angebracht.

[Fotos aus dem Jahr 2014]

Als letztes wurden vier grosse Quader in der Decke mittels der Seilsäge ausgeschnitten. Die Blöcke wogen über 20 Tonnen. Nach dem Aussägen und Stützen wurden Kernbohrungen durch den an die 260 cm dicken Beton getrieben. Hier wurden Halteseile durchgeführt und unterhalb befestig. Ein riesiger Kran hob danach die einzelnen Quader vom Dach auf einen Tieflader.

[Fotos aus dem Jahr 2014]

Abschliessend wird eine weitere Zwischendecke entfernt, der Sedanbunker sandgestrahlt und mit Elektronik, Notausgang und Wohnraum versehen. Ob der Endzustand dokumentiert und/oder gezeigt werden kann steht noch aus. Ich möchte an dieser Stelle ein herzliches Dankeschön an die Verantwortlichen und Mitarbeiter der Firma BETAB loswerden. Es war eine durch die Bank spannende Angelegenheit und ein persönliches Privileg, dass ich an diesem Umbau teilhaben durfte.


Update No5: Das Ende

Auch bei diesem Umbau zeige ich den Endzustand. Ich finde es gelungen. Es spricht mich eher an als das Machwerk LSB7. Hier ist 80% des Originalzustandes erhalten geblieben und alle Anbauten haben ein dezentes Schwarz oder sind aus Sichtbeton was sich gut an dem Bunker macht.

[Fotos aus dem Jahr 2016]

https://www.auferstandenausruinen.de/urban-exploration/militar/luftschutz-bielefeld/

2 Antworten auf LSB 8 – Hochbunker

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