Kasernen Bielefeld

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Hier zeige ich euch quasi vorab eine Sammlung von Kasernen. Vorab aus folgendem Grund:

Die grossen Bielefelder Kasernen sind Zeit meines Lebens in britischer Hand. Seitdem jedoch der Abzug der Briten startete, hegte ich die leise Hoffnung zumindest zwei Kasernen zwischen den Nutzungen besichtigen zu können, so wie es mir bei zwei Herforder Kasernen gelang. Insbesondere die Catterick- und die Rochdale-Kaserne habe ich seit einer Dekade im Auge. Ich erfuhr im Laufe der Jahre einiges an möglichen Entdeckungen. So zum Beispiel sollte es noch Hinterlassenschaften der Erbauer zu sehen geben.

Nun begab es sich jedoch, dass Anfang 2020 der Bund die Kasernen nicht aus der Hand gab und sich nun die Bundespolizei für mindestens drei Jahre dort einnisten wird. Ich weiss von den Briten, dass sie kaum Ambitionen haben, die Kasernen zu verändern. Von der deutschen Bundespolizei kann ich das nicht behaupten. Ich weiss nicht, ob sie die Kasernen nur nutzen oder auch verändern werden.

Mir jedenfalls wurde eine Besichtigung nicht ermöglicht und so zeige ich euch die Kasernen als Sammlung aus der öffentlichen Perspektive. Weiss man worauf man achten muss, so erkennt man doch auch so einige Originalteile. Zu erwähnen sind die gemauerten im nationalsozialistischen Kunststil dargestellte stilisierte Kornähren am Eingang zum Heeresverpflegungsamt, drei Bronzeköpfe die einen Arbeiter, einen Soldaten und einen Bauern symbolisieren und eine geziegelte Stelle, an der ein Reichsadler hing.


Unter Hakenkreuzfahnen säumten hunderte Schaulustige die Detmolder Straße. Sie waren an diesem 21. September 1935 gekommen, um zu sehen, wie die V. Abteilung des Artillerie-Regiments Münster die neue Lauter-Kaserne bezieht. »Überall in deutschen Landen werden in diesen Wochen Soldaten und Werkleute zusammenstehen, wie wir hier heute«, hob der stellvertretende Abteilungskommandeur Hermann Schmid an und schmetterte: »Kasernen! Unter den Älteren von Ihnen taucht da manche Erinnerung auf an harte und doch schöne Zeiten, die für den wahrhaften Mann mit dem Worte Kaserne verbunden sind. Unser Denken gilt heute nicht der Vergangenheit, es ist in die Zukunft gerichtet.« Es ist bekannt, wo dieses Denken hinführte. Schon eine Woche zuvor hätten Soldaten die benachbarte, ebenfalls neu errichtete Wangenheim-Kaserne bezogen. Die Lauter und die Wangenheim-Kasernen wurden in nicht einmal einem Jahr für rund 5,25 Millionen Reichsmark aus dem Boden gestampft. Allein an der Lauter-Kaserne arbeiteten 800 Handwerker.

Der Bauboom fußte auf dem Garnisonsvertrag von 1934. Der sah vor, dass wieder Truppen fest nach Bielefeld verlegt werden sollten, die Teuto- also wieder eine Garnisonsstadt sein sollte. Im Gegenzug verpflichtete sich Bielefeld, dem Reich geeignete Baugelände für Kasernen kostenlos zur Verfügung zu stellen, das Militär Sportstätten und Schwimmbäder nutzen zu lassen und für Offizierswohnungen zu sorgen. Die ersten Truppen trafen zwar schon 1934 ein. Öffentlich sei die Wehrmacht aber erstmals an einem Heldengedenktag im März 1935 aufgetreten. Über deren »intensive Aufbauarbeit« konnten die Bielefelder schon einen Tag zuvor in den Tageszeitungen lesen: »Die Formationen der Wehrmacht haben sich nach dem Willen des Führers, dessen Wille zugleich Deutschlands Wille ist, gebildet, und stehen überall in unserem Vaterlande bereit, ihre endgültigen Standquartiere zu beziehen.« An denen mangelte es aber anfangs. Deshalb wurden für die Soldaten zunächst Notunterkünfte angemietet – zum Beispiel in der Lessing-Oberrealschule in der Paulusstraße oder im Obdachlosenasyl ›Schwarze Rose‹ in der Heeper Straße. Und es wurde gebaut. Nicht nur an der Detmolder Straße, an der Oldentruper Straße begannen 1935 die Arbeiten an der Langemarck-Kaserne. Benannt war sie nach einer Schlacht des Ersten Weltkrieges in Belgien, wo 1914 etwa 2.000 vorwiegend junge Freiwillige und Ersatzreservisten ›für Gott, Kaiser und Vaterland‹ geopfert wurden. Ein Gemetzel, das schon das Deutsche Reich und später auch die Nazis zum Mythos verklärten. Beim Bau der neun Hektar großen Langemarck-Kaserne arbeiteten auffällig viele auswärtige Firmen, fand man heraus und führt den »erheblichen Mangel an Facharbeitern« auf den gleichzeitigen Bau mehrerer Kasernen zurück. Das allein dürfte es aber nicht gewesen sein. Er weist darauf hin, dass zur selben Zeit wie die Kasernen auch Firmengebäude, das Finanzamt und jährlich bis zu 900 Wohnungen hochgezogen wurden. Auf jeden Fall sorgte die Wehrmacht für viele Aufträge: die Bülow-Kaserne in der Detmolder Straße, Divisionsstabsgebäude, Offiziersheim, Barackenlager, Heeresverpflegungsamt und noch mehr. Auch die Langemarck-Kaserne wurde fertig. Beim Richtfest nannte Oberbürgermeister Friedrich Wilhelm Budde (NSDAP) die Kaserne einen »Markstein in der Geschichte Bielefelds« und schwadronierte über die »Pflege des Mannestums« und »eiserne Einsatzbereitschaft«, die nur einem einzigen Zweck diene, nämlich den »friedlichen Aufbau unseres Vaterlandes zu schirmen und zu schützen«. Es kam bekanntlich anders. Die Bielefelder Truppen erhielten am 25. August 1939 den Mobilmachungsbefehl. Zwei Tage später verließen sie mit der Bahn die Stadt – und fanden sich bald im Krieg wieder. Nach der Befreiung vom Naziregime nutzte britisches Militär die Kasernen. Die Wangenheim- und Lauter-Kasernen hießen dann Catterick-Barracks, die Langemarck-Kaserne Rochdale Barracks. Teile dieser Kasernen wurden Mitte der 90er Jahren umgenutzt.
Quelle: www.die-viertel.de

Um die große Bielefelder Garnison mit ihren vielen Kasernen, militärischen Anlagen und die in ihnen stationierten Soldaten zentral mit Lebensmitteln versorgen zu können, gründete die Heeresstandortverwaltung in ihrem noch provisorischen Sitz in der Herforder Straße 21 a am 1. Juli 1936 das Heeresverpflegungsamt.

Um diesen logistisch schwer zu bewältigenden Zustand zu verbessern, befahl die Wehrkreisverwaltung dem Heeresbauamt II am 22. Februar 1937 die den Neubau eines zentralen Heeresverpflegungsamtes. Zu diesem Zweck erwarb die Heeresverwaltung von den Landwirten Meyer zu Ehlentrup und Meyer zu Sieker insgesamt gut fünf Hektar Land um eines von seinerzeit weit über zweihundert Heeresverpflegungsämtern im Deutschen Reich nach gleichen Baumuster zu errichten. 

Am 17. März 1937 begannen der Bau des Verwaltungsgebäudes, eines Dienstwohngebäudes, der Raufutterscheune und der Kornspeicher von je 1.800 Tonnen Fassungsvermögen. Wie auch bei den anderen Bielefelder Militärbaustellen waren hierzumeist regionale Baufirmen tätig. Wegen des feuchten Baugrundes erwiesen sich die Arbeiten bei den Speichergebäuden als aufwendig, langwierig und teuer – weil die Fundamente besonders isoliert werden mussten und weil wegen der seit dem 1. April 1937 geltenden Kontingentierung des Eisenverbrauchs Baumaterial fehlte – eine Folge der kolossalen Aufrüstung des Deutschen Reichs. Dennoch konnte bereits am 5. November 1937 das Richtfest eines Kornspeichers gefeiert werden, der am 1. Juli 1938 seiner Bestimmung übergeben wurde, die im Sinne der nationalsozialistischen Kunstvorstellung auch nach außen sichtbar gemacht wurde.

Bereits während der Bauzeit des heute Speicher I genannten Kornspeichers wurde der Bau des zweiten Kornspeichers begonnen (heute Speicher II) sowie die Errichtung von zwei Mehlspeichern zu je 2.000 Tonnen Fassungsvermögen, ein Gemeinschaftsgebäude, ein Wohngebäude und eine Kraftfahrzeughalle beschlossen, was jedoch wegen des noch tobenden Zweiten Weltkriegs nicht mehr vollendet werden konnte. Darüber hinaus sollte eine Heeresbäckerei angegliedert werden, deren Errichtung vom OKH genehmigt worden war, dann aber zurückgestellt wurde und letztlich nicht zur Ausführung kam, zumal Bielefeld mehrfach und insbesondere am 30. September 1944 Ziel alliierter Bombenangriffe gewesen ist.
Quelle: gab-service.de


Der Kasernenstandort Catterick Barracks war das Hauptquartier der britischen Streitkräfte. Er umfasst eine Fläche von etwa 34 Hektar. Er ist hervorgegangen aus den beiden deutschen Kasernen Lauter-Kaserne (benannt nach dem General der Artillerie, Ludwig Wilhelm Karl von Lauter *1855 †1929) und Wangenheim-Kaserne (benannt nach Oberleutnant Ernst Ulrich Paul Freiherr von Wangenheim *1863 †1917), deren Gebäude 1934 bis 1935 erbaut worden sind.
Quelle: www.perspektiven-bielefeld.de

Der Kasernenstandort Rochdale Barracks umfasst eine Fläche von etwa 8,9 Hektar. Er ist aus einer deutschen Langemarck-Kaserne (benannt nach dem belgischen Schlachtort im Ersten Weltkrieg) hervorgegangen, deren Hauptgebäude 1935 – 1936 erbaut worden sind.
Quelle: www.perspektiven-bielefeld.de

Dazu kommen 468 Wohneinheiten in typisch britischem Stil an 10 Standorten, welche aktuell ebenso komplett leerstehen. Das Gezerre um den Wohnraum kann ich durchaus nachvollziehen. Es handelt sich um so viele kleine bis Mittelgrosse Häusschen, die in ruhigen Gebieten liegen. Fast jedes hat einen kleine Garten. Für meine Verhältnisse sind diese Wohneinheiten genau richtig. Bezahlbar, nicht zu gross oder zu klein, begrünt und in unmittelbarer Nähe zur Natur. Zumindest bei den Wohnsiedlungen, die um die hier beschriebenen Kasernen liegen.

Vom Heeresverpflegungsamt ist heute nicht mehr viel Originales erhalten.

[Fotos aus dem Jahr 2020]

Mit meinem 300er-Objektiv komme ich noch einen Hauch näher an die „Kunst“

[Fotos aus dem Jahr 2020]

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