Leuchtenfabrik

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Diese grosse Leuchtenfabrik wurde vor über 100 Jahren als kleiner Betrieb gegründet.

In den ersten Jahren wurden ausschließlich Holzleuchten produziert: Die Kombination elektrischer Beleuchtungsteile mit dem klassischen Naturprodukt Holz bildete mit dem vorherrschen Einrichtungsgeschmack eine Einheit und traf damit den Nerv der avisierten Käufergruppe. Neben Leuchten für den Privathaushalt fertigte man hier auch Sonderproduktionen für öffentliche Einrichtungen und gewerbliche Betriebe wie Hotels, Gaststätten oder Kirchen. Die stete Entwicklung neuer Leuchtenmodelle, die Verbesserung der Verarbeitungsqualität, innovative Verfahren zur Herstellung von Holzkörpern und umfangreiche Werbemaßnahmen sicherten den wirtschaftlichen Erfolg des Unternehmens.

Es folgten Innovationen, die auf die gesamte Branche ausstrahlten, wie etwa eine bis heute verwendete Gewindefassung zur Befestigung von Lampenschalen und -schirmen. Über die Jahrzehnte meldete die Firma insgesamt 75 Patente an. Diese Firma produzierte ab den 1930er-Jahren auch Beleuchtungskörper aus modernen Werkstoffen wie Chrom und Glas. Von den Auswirkungen der Wirtschaftspolitik des NS-Regimes ab 1933 – d.h. einer zunehmenden Ausrichtung der deutschen Wirtschaft auf Kriegsproduktion – blieb auch diese Firma nicht verschont: Sie wurde in die Rüstungsproduktion einbezogen und stellte u.a. Schichtpressholzplatten für Panzer her.

In der Nachkriegszeit waren die Produktion und der Vertrieb von Holzleuchten aus Gründen knapper Materialien und unsicherer Absatzmöglichkeiten nur bedingt möglich. Das in der Rüstungsproduktion angewendete Holzwerkstoffverfahren wurde zur Grundlage neuer Leuchtkonzepte. Der Einsatz von Fuß- oder Mittelteilen aus Pressholz oder von Furnier umklebten Metallstäben ermöglichte den Aufbau ganz neuer Kollektionen. Obwohl man die betriebliche Infrastruktur ausbaute und Mitte der 1950er-Jahre 250 Grundmodelle anbot, profitierte das Unternehmen nicht so stark vom allgemeinen Wirtschaftsboom der 1950er-Jahre. Der aufkommende Preiswettbewerb, der Mangel an kompetenten Arbeitskräften und eine stärkere internationale Konkurrenz schwächten die Betriebsergebnisse. Zu einem Hingucker der 1970er-Jahre wurde die von der Decke bis zum Boden herabhängende Holzperlenleuchte, bei der eine Kaskade von Holzperlensträngen die Leuchtkörper umgab. In den 1970er-Jahren folgte eine verstärkte Hinwendung zu den Werkstoffen Metall, Glas und Kunststoff und zu einem sachlich-modernen Design.

Der Niedergang der Firma in den 1980er Jahren ging mit dem Bedeutungsverlust der Möbelindustrie einher. Seit 1992 steht die grosse Firma leer. Vorhanden sind ein grosses Produktionsgebäude welches aus den Anfängen der Firma stammt, zwei grosse Hallen und ein weiteres Produktionsgebäude welche neueren Datums sind. Aktuell wird über eine Neunutzung oder Abriss des Areals diskutiert, da es dort zum wiederholten mal gebrannt hat.

[Fotos aus dem Jahr 2011]


Update: 2018

An einem regnerischen grauen Tag besuchte ich die alte Leuchtenfabrik erneut. Wiederholt hatte es hier gebrannt also sah ich generell erst einmal von einem Betreten ab und ging einmal um die Anlage herum. Auf den ersten Blick hat sich bis auf die weiteren Feuerschäden nicht viel verändert. Der ganze Bereich ist gewohnt gammelig. Allerdings erkennt man im rückwärtigen Bereich, dass die Metall-Rolltore komplett fehlen. Entweder wurden sie von Kabelratten gestohlen oder bei den Feuerwehreinsätzen zerstört. Sie wurden nur mit Gittern wieder geschlossen so, dass nun Wind und Wetter permanent in die grossen Hallen gelangt. Der Abriss scheint nun auch hier beschlossen zu sein.

[Fotos aus dem Jahr 2018]

6 Antworten auf Leuchtenfabrik

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  5. Peter H. Wendt

    Hi !

    Bei der Firma habe ich 1980 / 81 ein – wenn auch nur kurzes – Gastspiel als technischer Zeichner gegeben. Das vierte Bild der Fotostrecke zeigt den Gebäudeteil, wo unser Zeichenbüro war. Vom Haupteingang rein ging es in den dritten Stock, rechts einen Gang runter, wieder rechts im Seitenflügel nach vorne zum Bahnhofsvorplatz hin. Über uns war im inzwischen abgebrannten Dachgeschoß noch ein Archivraum untergebracht. Und dort lagerten allerhand Messemodelle und “Krempel”. Die fünf Fenster in der dritten Etage war das Konstruktionsbüro, mein Tisch stand am zweiten von rechts. Ich muß irgendwo noch ein Foto haben. Bin oft kreuz und quer durch die Fabrik gelaufen, weil irgendwo Zeichnungen und Kopien davon gebraucht wurden.

    Peter aus dem Lipperland

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