105. Radarstation Ringelnatter Kryle

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  • 5.1 Diverse Regelbauten – Mannschafts-, Küchen-, Lager-, Beobachtungsbunker
  • 5.2 L 486 – Leitstand mit Unterstand für Ortsfeste Funkmeßgeräte
  • 5.3 Radar Freya
  • 5.4 Radar Würzburg-Riese
  • 5.5 Radar Wassermann
  • 5.6 R 409a – Unterstand mit aufgesetztem Geschützstand für 2,0 – 3,7 cm Flak

Mit trüber Miene betraten wir den schmalen Landstrich hinter Regelbau 636 und wurden überrascht. Man “stolpert” nahezu über große Mannschaftsbunker.

5.1 Diverse Regelbauten – Mannschafts-, Küchen-, Lager-, Beobachtungsbunker

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Mal lugt nur ein kleiner Betonstreifen aus der Düne, manchmal stehen jedoch zwei oder gar drei dicke Dinger mit offenen Türen nebeneinander. Leergeräumt sind sie alle und bis auf Müll gibt es oft nicht zu sehen. Die Geschichte jedoch kann man, geschwängert von salziger Luft und Wasser, in jedem Raum riechen. Wie die meisten Zeugen des Dritten Reichs kann man nur erahnen, was hier einst von statten ging. Die “Radarstation Ringelnatter” mit über 50 verschiedenen Regelbauten, darunter ein Krankenhaus, vielen Flak- und Beobachtungsbunkern, einer “Kirche” und einem Jägerleitstand liegt heute tatsächlich fast märchenhaft verträumt wie ein verlassenes, in Beton gegossenes Auenland in den mit Heide und Gras bewachsenen Dünen.

[Fotos aus dem Jahr 2013]


5.2 Regelbau L 487 – Leitstand mit Unterstand für Ortsfeste Funkmeßgeräte

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Einzig der große, über zwei Stockwerke gehende Regelbau L 487 zur Nachtflugüberwachung vermittelt uns keine guten Schwingungen. Im modrigen Dunkel dieser Gruft fällt es schwer sich vorzustellen, dass in dem großen Loch im Boden einst ein großer Glastisch und in den Pkw-breiten Durchgängen riesige Glasplatten montiert waren. Hier wurden die Informationen des “Würzburg-Riesen-” und des “Freya-Radars” zusammen mit einem sogenannten “Seeburg-(Glas)-Tisch” zur Leitung von Nachtjagdflugzeugen eingesetzt. Wir sind irgendwie erleichtert als wir auf den Knien durch den Ausgang kriechen. Die Stille, die jeden Schritt durch die Gänge hallend verstärkte weicht dem Rauschen des Windes durch das Dünengras und erleichtert nehmen wir einen Zug salzige Nordseeluft. Dieser zweigeschossige Bau hat eine Raumfläche von ca 400 m2. Die benötigten Baustoffmengen betrugen an Beton 2550 m3, an Zement 1020t, An Rundstahl 130t und an Formstahl 32t.

Regelbau L 487 auf regelbau.dk

[Fotos aus dem Jahr 2013]


Nun zum eigentlichen Kerntechnik der Anlage. Die Radaranlagen.

5.3 Radar Freya

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Das Funkmessgerät Freya war eine frühe Entwicklung der Radartechnik im Deutschen Reich. Der Deckname Freya stammt von der nordischen Göttin Freya. Dieser wird in Erzählungen die Fähigkeit zugesprochen, in der Nacht sehen zu können. Während des Zweiten Weltkrieges wurden über tausend Geräte installiert. Erste Tests des später als Freya bezeichneten Frühwarnradars fanden in den ersten Monaten des Jahres 1937 statt. Die erste Lieferung einer funktionsfähigen Station an die Kriegsmarine erfolgte im Jahre 1938 durch die Firma GEMA (Gesellschaft für Elektroakustische und Mechanische Apparate). Es scheint, dass der Radarentwicklung im Deutschen Reich eine weitaus höhere Aufmerksamkeit zuteilwurde, als es später im Krieg in Großbritannien der Fall war. Das Radar Freya war technisch bereits weiter entwickelt als das britische Gegenstück Chain Home. Es wurde mit einer Wellenlänge von 1,2 m betrieben, das Chain Home dagegen mit 12 m. Das hat die Auflösung gegenüber Chain Home drastisch erhöht, wodurch sehr viel kleinere Objekte erkennbar waren. Aufgrund der aufwändigen Konstruktion waren bei Kriegsbeginn allerdings nur acht Geräte im Einsatz, die die zu überwachenden Gebiete nur sehr lückenhaft abdecken konnten. Das britische Chain-Home-Radar war einfacher ausgelegt und fehleranfälliger als Freya, aber im Vergleich zu Freya konnte Chain Home bedeutend schneller installiert werden; das gesamte System Chain Home war zum Zeitpunkt der Luftschlacht um England („Battle of Britain“) vollständig einsatzbereit.

[Fotos aus dem Jahr 2013]


5.4 Radar Würzburg-Riese

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Der Würzburg-Riese ist ein Radargerät von Telefunken und diente während des Luftkriegs im Zweiten Weltkrieg zur Ortung feindlicher Flugzeuge. Es handelte sich um eine vergrößerte Version des FuMG 62 Würzburg und verwendete wie dieses Frequenzen um 560 MHz (Dezimeterwellen). Die Mitte 1941 eingeführten ortsfesten „Riesen“ (Tarnbezeichnungen: Funk-Sende-Empfänger FuSE 65 bzw. Funkmessgerät – FuMG 65; Ausführung Kriegsmarine: Funkmess-Ortungsgerät FuMO 214) dienten zur Führung der Nachtjäger der Luftwaffe und wurden zur Feuerleitung auf den Leittürmen der großen Flaktürme installiert. Einige Würzburg-Riesen (FuSE 65 E) waren auf Eisenbahnwaggons montiert.

Der Luftwaffenexperte und General Josef Kammhuber, Kommandeur der Nachtjäger, plante und realisierte eine Verteidigungslinie aus sogenannten „Himmelbett“-Stellungen, die bei den Engländern unter dem Namen seines Organisators als „Kammhuber-Linie“ bekannt wurde. Die zuletzt über 1000 km lange „Kammhuber-Linie“ zog sich von Dänemark bis nach Nordfrankreich und war ein ausgeklügeltes System aus Funkmessstellungen, Nachtjägerflugplätzen, Flakbatterien und Flugwachen, die alle telefonisch mit Jägerleitständen verbunden waren. Die Radarstationen mit sich überschneidenden Erfassungsbereichen, Scheinwerferstellungen und startbereite Nachtjägereinheiten sollten die britischen und später auch amerikanischen Flieger vom deutschen Luftraum fernhalten. Ein zentrales Informationszentrum – von mehreren Gefechtsständen – der Kammhuberlinie befand sich in dem Gefechtsstand der 3. Jagddivision, einer Bunkeranlage im niederländischen Schaarsbergen bei Arnheim. Der Bunker der 3. Jagddivision ist erhalten und wird als „Hulpdepot van het Algemeen Rijksarchief“ genutzt; er findet sich neben der Zufahrt zum südlichen Eingangsbereich des Nationalparks Hoge Veluwe am Koningsweg.

Ab Juli 1943 störten die Alliierten die Wirksamkeit der Radaranlagen durch das Abwerfen von Stanniolstreifen (Düppel). Die vielen Radioechos irritierten zunächst die deutsche Luftabwehr. Bald gelang es aber, über den Dopplereffekt die Geschwindigkeit der georteten Objekte zu bestimmen und die langsam schwebenden Metallstreifen auszublenden. Diese Technik wurde auch bekannt als die „Würzburger Lösung“ oder kürzer als „Würzlaus“, bestehend aus Würz von Würzburg und Laus, der als Codename der einstigen geheimen Methode verwandt wurde. Dabei wird beim Empfänger mittels Filter exakt die eigene Sendefrequenz ausgeblendet. Nur die Frequenzen knapp oberhalb und unterhalb der eigenen Sendefrequenz wurden empfangen. Ein sich bewegendes Objekt bewirkt über den Dopplereffekt eine leichte Frequenzverschiebung. Da also nur die Frequenzen von sich bewegenden Objekten (hier: Bomber) erfasst wurden und die nicht veränderten Frequenzen der stehenden Objekte (hier: langsame Stanniolfolie der „Düppel“) ausgeblendet wurden, waren plötzlich die Bomber wieder klar auf dem Anzeigegerät. Dieses Verfahren ist heute als Moving Target Indication bei fast allen modernen Radargeräten Standard. Es können somit alle „Hintergrund“-Echos ausgeblendet werden.

[Fotos aus dem Jahr 2013]


5.5 Radar Wassermann

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Das Radargerät (Funkmessgerät (FuMG)) mit dem Decknamen „Wassermann“ (FuMG.402) war eine Weiterentwicklung des FuMG.80 „Freya“ und wurde im Zweiten Weltkrieg zur sogenannten „Fernstsuche“ eingesetzt. Die Geräte für den ortsfesten Einsatz wurden ab 1942 bei der GEMA unter der Leitung von Theodor Schultes entwickelt. Ziel der Arbeiten war, durch eine Verbesserung der Antennenanlage ohne große Schaltungsänderungen am Sender und Empfänger des Freya-Gerätes dessen Reichweite und Peilgenauigkeit zu erhöhen.

Es wurden insgesamt sieben verschiedene Ausführungen entwickelt. Die beiden wichtigsten Varianten sind nachfolgend erläutert:
Das Funkmessgerät FuMG.41 „Wassermann L“ („leicht“) war die Zusammenschaltung von vier Freya-Antennenfeldern übereinander auf einem 40 Meter hohen drehbaren Stahlgittermast. Eine weitere Ausführung war das FuMG.42 „Wassermann S“ („schwer“). Dafür wurden acht Freya-Antennenfelder auf einem 60 Meter hohen Rohrmast montiert, vier übereinander und zwei nebeneinander. Die Zusammenschaltung der Antennenfelder ergab eine Bündelung des Strahlungdiagrammes. Es konnte so bei gleichbleibender Sendeleistung eine höhere effektive Strahlungsleistung (ERP) erzielt werden und damit verbunden auch eine höhere Reichweite. Dies wurde allerdings erkauft durch einen höheren Materialeinsatz. Die Zusammenschaltung von Antennen übereinander bei „Wassermann L“ ergab ein flacheres vertikales Strahlungsdiagramm und eine höhere Reichweite bei gleichbleibendem Öffnungswinkel, die Peilgenauigkeit blieb somit gleich. Durch eine Reihung nebeneinander beim „Wassermann S“ konnte auch die Peilgenauigkeit verbessert werden.

[Fotos aus dem Jahr 2013]


5.6 Regelbau 409a – Unterstand mit aufgesetztem Geschützstand für 2,0 – 3,7 cm Flak

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Als letztes noch ein kleiner Bunker zur Abwehr von Tieffliegern. Weiterhin waren in der Anlage vier 8,8 cm-Flaks installiert.

Regelbau 409a auf fortiff.be

[Fotos aus dem Jahr 2013]

Wenn auch Zeuge einer schweren Zeit ist dies ein spezieller Ort der durch seine malerische Umgebung seinen ganz eigenen Reiz besitzt.

[Fotos aus dem Jahr 2013]

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