Über den Tod eines Onkels. Arno Wollensak, Seelenfänger

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An einem ganz schnöden Wochenendtag im Jahre 2005 besuchte ich meine Eltern in ihrem Heim im Bielefelder Osten. Als ich im Begriff war, allmählich den Heimweg anzutreten, sprach mein Vater mich an, es ginge um meine Tante, und gab mir ein Buch mit auf den Weg. Ein Buch, geschrieben von einer jungen Schweizerin in meinem Alter, in dem meine Tante eine Rolle spielen sollte. Wirklich geredet haben wir in diesem Moment nicht, mein Vater meinte nur, dass meine Tante im Buch Sabine genannt wird.

Dieses Buch heisst “Allein gegen die Seelenfänger. Meine Kindheit in der Psycho-Sekte.” Erzählt von Lea Saskia Laasner und aufgezeichnet von Hugo Stamm, Eichborn, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-8218-5619-X. Schon bei dem Titel hatte ich einen Kloß im Hals, denn ich wusste, dass meine Tante eine esotherische Ader hat, auch wenn ich zu dem Zeitpunkt schon viele Jahre nichts von ihr gesehen oder gehört hatte.

Also laß ich das Buch… und auch wenn ich ein realistischer Mensch bin und nicht pauschal einem Buch glaube, so muss ich sagen, dass sollte nur die Hälfte der Geschichte auch nur im Ansatz stimmen, es ein echter Alptraum ist.Ich springe nun zum Anfang der 90er Jahre zurück, die Mauer war gerade erst gefallen und meine Eltern und ich besuchten meine Tante, die jüngste Schwester meines Vaters, und ihren Mann Arno Wollensak und deren Tochter, in ihrem Heim in Berlin. Dort betrieben sie auch einen “Kristall-Laden” und gaben wohl esoterische Kurse oder sowas. Ich habe von alledem nicht viel behalten, da ich erst 11 oder 12 Jahre alt war. Ich wusste von meinem Vater jedoch, dass meine Tante in jungen Jahren bereits Bhagvan gefolgt ist. Wie gesagt fehlen mir die Details dieser Reise nach Berlin, aber ich erinnere mich an die S-Bahn, an die Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche und an das Kind der Wollensaks. Sie hat mich sehr genervt. Sie war laut und extrem aufbrausend. Ich erinnere mich, dass wir Monopoly oder so etwas spielten. Als irgendetwas die Tochter aufregte flog sofort das ganze Spiel durchs Zimmer direkt an meinen Kopf. Es blieb der einzige Besuch in Berlin. (Das folgende Bild zeigt Arno damals auf dem Sofa meiner Eltern und daneben zur Zeit seines Belize-Aufenthaltes)

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Nach diesem Besuch habe ich eigentlich nichts mehr von meiner Tante und ihrem Mann mitbekommen. Wie ich 15 Jahre später erfuhr, war das auch gar nicht möglich. Da ich diese Geschichte nicht selbst erlebt habe möchte ich hierfür einen der Menschen zitieren, mit denen ich durch diese Geschichte in Kontakt gekommen bin:

Mein Verhängnis begann 1992. Ich war 10, wir lebten in Niederbayern. Die Beziehung meiner Eltern kriselte, was beim Stress mit zwei Kindern und einer eigenen Firma nicht überraschte. Trotzdem hatten sie sich stets liebevoll um uns gekümmert. Auf der Suche nach einem neuen Lebenssinn schleppte meine Mutter den Vater zu einem esoterischen Wochenendseminar nach Berlin. Beide waren hin und weg von Julie Ravell, die im Auftrag von Arno Wollensak spirituelle Durchsagen von einem angeblichen Geistwesen aus den kosmischen Sphären empfing. Ein paar Monate später liessen wir alles hinter uns und zogen Knall auf Fall in die Kommune von Arno Wollensak nach Österreich. Alle Mitglieder wurden genötigt, ihr gesamtes Vermögen abzugeben.

Wir wurden in unserem neuen Zuhause mit sieben andern Kinder in ein Zimmer gepfercht und von fremden Erwachsenen betreut. Der Kontakt zu den Eltern wurde unterbunden, was zum Indoktrinationsprogramm gehörte. Wir sollten verunsichert und entwurzelt werden, was der Überanpassung diente. Ich durfte nie zu Mama, um mich trösten zu lassen. Statt Lob und Aufmerksamkeit gab es ständig Kritik. Von uns wurde verlangt, stets gut drauf zu sein, schliesslich waren wir die geistige Elite auf dem Weg zum höheren Selbst. Das war eine Art Psychofolter, die mich als Jugendliche vermutlich stärker traumatisierte als die sexuellen Übergriffe. In der Erinnerung schmerzten mich diese Isolation in der Gruppe, der Psychoterror und die emotionale Kälte jedenfalls mehr.

Heute denke ich manchmal, dass es einfacher gewesen wäre, wenn ich meine Eltern wirklich verloren hätte. Sie waren zwar physisch da, ich durfte aber keine Beziehung zu ihnen pflegen. Sie mussten mich von einem Tag auf den andern wie eine Fremde behandeln und von sich stossen. Zärtlichkeit sollten wir von den zugeteilten Kuschelpartnern auf unserem Matratzenlager bekommen. Ich war verzweifelt, desorientiert und hatte eine Art Heimweh, das nicht gestillt werden konnte.

Ich fragte mich oft, was ich tun könnte, um ihre Liebe zurückzugewinnen. Als Ersatz bot sich Arno Wollensak an, der sich uns als Vaterfigur aufdrängte. Wären meine Eltern gestorben, hätten uns Verwandte liebevoll aufgenommen und uns eine einigermassen unbeschwerte Kindheit und Jugendzeit ermöglicht. Vor allem hätte ich den Schmerz über den Verlust von Mutter und Vater über die Trauer verarbeiten können. Hingegen konnte ich nicht um sie trauern, ich sah sie ja täglich, doch sie verhielten sich mir gegenüber wie Fremde.

Das jüngste Mädchen war zu Beginn 5 Jahre alt. Es stand oft im Treppenhaus und weinte. Julie Ravell und andere Erwachsenen machten sich lustig über sie. Mitleid galt als egoistisch und war angeblich Gift für die spirituelle Entwicklung. Wenn ich heute an meine eigene Tochter denke, die 6 Jahre alt ist, wird mir schlecht. Wer tut einem Kind so etwas an? Nur jemand, der im Sektenwahn die Lüge verinnerlicht hat, dass alle, selbst Kinder, ihr Schicksal selbst erschaffen hätten und es keine Opfer gebe. Eine schauerliche Welt, in der es kein Mitgefühl gibt.

Auch die Erwachsenen in der 40-köpfigen Gruppe waren Arno Wollensak und Julie Ravell ausgeliefert. Die zwei trichterten ihnen ebenfalls ein, alle unsere Gedanken und Gefühle aus der Alten Welt seien schlecht, persönliche Bedürfnisse sowieso. Rückblickend klingt dies wie ein Hohn, denn unser grosser Guru Arno Wollensak nutzte jede Gelegenheit, seine irdischen Begierden hemmungslos zu befriedigen, bis hin zum Sex mit Minderjährigen. Wir hingegen mussten asketisch leben: Es gab lange Meetings, wenig Schlaf, offene Klotüren, geteilte Zahnbürsten.

Der Alltag in der Sekte war eine Tortur. Uns wurde weisgemacht, wir müssten mit unseren Unterdrückern körperlich eins werden und unsere Zellen in Licht verwandeln, um das Universum zu retten. Wir wurden vor allen gedemütigt, ohne den wirklichen Grund zu kennen. Der Guru änderte laufend die Verhaltensregeln, um uns zu verunsichern. Ich wusste nie, wie ich mich geben sollte. Die Gruppennorm war bindend, der Gruppenzwang allgegenwärtig. Jeder bespitzelte jeden. Ich fühlte mich dauernd schuldig und für alles verantwortlich. Das ist der Normalzustand für die meisten Kinder, die in Sekten und extremen religiösen Gruppen aufwachsen.

Der ständige Druck, bloss keine Fehler zu machen, bereitete mir häufig Magenschmerzen und Albträume. Irgendwann glaubte ich wirklich an Arno Wollensaks wahnhafte Ideen und hätte mich umgebracht, wenn er es befohlen hätte. Ich wollte schliesslich nicht für das Ende der Welt verantwortlich sein. Ich beneidete Lea, weil ich glaubte, sie würde als Auserwählte von Arno alle Zweifel überwunden haben.

Inzwischen weiss ich, dass Experten Sektenerfahrung mit Inzest, Folter und Kriegsgefangenschaft vergleichen. Selbst die Symptome sind ähnlich. Die Leute, denen man am meisten vertraut hat, zerstören einen. Es gibt keinen Ausweg, keine Fluchtmöglichkeit, keine unabhängige Ansprechperson. Wir Kinder und Jugendliche waren einsam in unserem Elend. Jeder denunzierte jeden beim Guru. Er hatte dieses Klima der Angst als Unterdrückungsinstrument gezüchtet.

Deshalb war ich Lea Laasner unglaublich dankbar, als sie 2002 mit ihrer mutigen Flucht die Sekte sprengte. Arno Wollensak floh aus Angst vor einer Verhaftung Hals über Kopf aus Belize. 2005 schrieb Lea Laasner mit Hugo Stamm ihren Bestseller «Allein gegen die Seelenfänger», in dem sie die Geschehnisse aus ihrer Sicht schilderte. Die Erwachsenen taten sich schwer mit dem Tatsachenbericht, weil er dokumentierte, wie sie selbst indoktriniert und ausgebeutet worden waren.”
Quelle: www.tagesanzeiger.ch


 

Der Bericht von Katharina Meredith deckt sich weitesgehend mit Lea Laasners Buch. Auch wenn als Frau Arno Wollensaks immer das “Medium” Julie Ravell genannt wird, so ist die rechtmässige Ehefrau lange Zeit meine Tante gewesen. Nach der Flucht von Lea Laasner und dem Auseinanderbrechen der Gruppe, hat sie sich mit ihrer Tochter nach Ecuador abgesetzt und scheinbar ein neues Leben angefangen.

Nachdem ich nun das Buch durchgelesen hatte, fühlte ich mich eigentlich in der Verpflichtung, etwas zu tun. Immerhin war meine Tante mit dabeigewesen und ich wollte wissen ob meine sie eine Mitschuld trifft. Also bemühte ich das Internet und bekam schnell Kontakt zu Autor und Sektenforscher Hugo Stamm und über ihn auch an Lea Laasner. Da die ganz Geschichte für Lea jedoch noch frisch und ungleich unangenehmer war, habe ich davon abgesehen zu stark ins Detail zu fragen. Aber schnell wurde deutlich, dass die Geschichte echt und furchtbar war. Auch wurde klar, dass meine Tante eine Mitschuld trifft. In erster Linie wohl wirtschaftlich, da sie Spenden und andere Gelder organisierte und die Sekte als “Janus-Foundation” in der Öffentlichkeit als gemeinnützige Organisation präsentierte. In einer Sekte ist es jedoch schwer Schuld anhand des Argumentes “nichts dagegen unternehmen und zusehen ist Beihilfe” auszusprechen. In “normalen” Strukturen mag das zutreffen, nicht jedoch in einer Gehirnwäsche-Situation. Von daher will ich hier kein direktes Urteil aussprechen. Aber ich denke mir ebenfalls, dass wenn jemand nichts sagt, er eventuell etwas verheimlicht.

So gingen wieder einige Jahre ins Land bis ich beim halbjährlichen googlen nach “Arno Wollensak” auf eine Website stiess, die von einem der Opfer, Katharina Meredith, stammte. Eine junge Frau die ebenfalls in meinem Alter ist und genau wie Lea Laasner als Kind in diese Gruppe geriet. Auf dieser Seite, https://strongerafter.com/, spricht sie über Erfahrungen in der Sekte und ihren Heilungsprozess. Hier bekam ich auf meine eMail direkt eine Antwort und ich bin bis heute immer mal wieder mit ihr in Kontakt.

Dann geschah etwas interessantes. Lea Laasner hatte ihren Peiniger nach ihrer Flucht aus der Sekte in Belize, Zentralamerika, angezeigt. Nach langen Ermittlungen gaben die Zürcher Justizbehörden den Fall an Deutschland ab. Vier Tage vor Prozessbeginn vor dem Detmolder Landgericht tauchte Arno Wollensak, Julie Ravell, die Mütter von Lea und Katharina und einige weitere Mitgleider im April 2007 unter. Ein deutscher Zielfahnder verfolgte jahrelang seine Spur, die sich aber in Südamerika verlor. Die Rekonstruktion ergab, dass Arno Wollensak und Julie Ravell mit gefälschten Dokumenten offenbar zuerst in Surinam untergetaucht waren. Später liessen sie sich in Uruguay nieder und bewohnten ein stattliches Anwesen. “Sie lebten wie zu Sektenzeiten vom Millionenvermögen, das ihnen reiche Sektenmitglieder vermacht hatten”, erklärt Lea Laasner.
Quelle: www.tagesanzeiger.ch

2014 übernahmen Zielfahnder des Bundeskriminalamts den Fall. Und tatsächlich spürten die Fahnder zusammen mit örtlichen Polizisten das Paar in Montevideo auf und nahmen die beiden am 11. Juni 2016 fest. Wir waren alle sehr erstaunt, dass das tatsächlich passiert sein soll. Aber es war Fakt und auf einmal waren wir alle dabei uns mit dem Gedanken anzufreunden, dass wir uns vor dem Detmolder Landgericht kennenlernen würden. Arno Wollensak, der heute 60 Jahre alt ist, und seine 59-jährige Frau Julie Ravell wurden in Montevideo einem Haftrichter vorgeführt. Wie lange die Auslieferung dauern würde, liess sich noch nicht sagen. Da die angeklagten Taten aber noch lange nicht verjährt sind, war man zuversichtlich, das Paar irgendwann in Detmold vor Gericht zu stellen.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt. Für das Gericht in Uruguay waren die Taten verjährt und da es kein Auslieferungsabkommen zwischen Uruguay und Deutschland gibt, wurden Arno und Julie nach einem 2 Monatigen U-Haft-Aufenthalt wieder auf freien Fuss gesetzt. Unsere Enttäuschung war gross. Die Gefühle wurden von 0 auf 100 und wieder zurück auf 0 geworfen. Ich dachte, dass man kaum näher an den Guru heran kommen könnte und wenn er nicht ausgeliefert wird, er sich in Uruguay einen schönen Lebensabend machen kann.

Doch erstens kommt es anders und zweitens als man denkt! Erneut… Im August 2016, also vor einem Monat öffnete ich morgens die Online-Version eines lokalen Käseblattes und laß die Überschrift:

Sektenguru Arno W. aus Oerlinghausen in Uruguay ermordet
Leiche wurde gefesselt an einem Strand gefunden

“Ähm, also, joar” oder “what the fuck” oder wie auch immer man heutzutage so schön auf neudeutsch “damit habe ich jetzt nicht gerechnet” in Worte kleidet. Da blieb allen die Spucke weg, denn dass der Mann ermordet wurde, damit hat keiner gerechnet. Arno konnte sich bissher immer aus der Affäre ziehen. Zweifel blieben nur kurz, denn die Offiziellen konnten recht schnell die Identität feststellen, da er ja noch vor kurzem im Gefängnis war. Sollte das jetzt das Ende dieser ganzen Geschichte sein? Daraufhin klopfte ich einige meiner Internetquellen ab und der Anfangsverdacht des Mordes erhärtete sich.

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Laut meinen Quellen haben Arno, Julie und einige wenige mehr, in Los Cerrillos, Canelones eine Art Farm für 300.000 bis 400.000 $ gekauft und dort ihre Tätigkeiten weiterverfolgt. Direkt nach der Entlassung aus der U-Haft haben sie diese Farm verkauft und waren wohl drauf und dran erneut unterzutauchen. Eine Vermutung ist, dass Arno sich bei der Beschaffung dieser Gelder Feinde gemacht hat. Oder dass die Geldgeber durch die Festnahme Wollensaks ihn als Sicherheitsrisiko eingestuft haben. Alles natürlich nur unter der Prämisse, dass es Menschen aus dem Organisierten Verbrechen gewesen sind.

Dafür spricht die Art des Mordes. Arno wurde Handschellen angelegt, die Füsse gefesselt, die Augen und der Mund mit Panzerband verklebt, eine Tüte über den Kopf gestülpt und diese verbunden. Gefunden wurde er halb vergraben an einem belebten Strand von La Floresta nahe Montevideo. Die Todesursache ist Asphyxie.

Hat diese Geschichte nun ein Ende? Auf jeden Fall ist die Geschichte für meinen Ex-Onkel Arno zu Ende. Aktuell suchen die Behörden in Uruguay nach dem “Medium” Julie Ravell und einigen weiteren Anhängern. Der Grund ist wohl Mordverdacht und/oder Einreisen mit gefälschten Papieren. Diese Dinge sind jedoch noch als Gerüchte einzuordnen. Was jetzt noch aus der Geschichte werden kann weiss ich nicht. (Dieses Foto KLICK MICH zeigt Julie Ravell vor ca. 16 Jahren in Belize)

Hier ihr einen Blick in das Haus des Gurus werfen.


Update: 17.10.2016

Es gibt Tage da wird man ganz still, wenn man nach Neuigkeiten aus Uruguay schaut. Vor nun etwa einem Monat wurden acht Menschen festgenommen, die man unter Mordverdacht stellte.

Scheinbar handelt es sich bei einer der Personen um den letzten Besitzer der Farm auf dem die Sektenmitglieder hausten. Desweiteren scheinen einige Kriminelle dabei zu sein, die Arno Wollensak in der Untersuchungshaft kennenlernte. Angeblich habe Arno sich in der Untersuchungshaft keine weiteren Freunde gemacht. Desweiteren wird vermutet, dass die 450.000 $ Kaufpreis (heute ist die Farm mehr als doppelt soviel wert!) in Teilen abbezahlt werden sollte, was jedoch angeblich nicht geschah. Arno habe 40.000 $ angezahlt, dann aber unregelmässig weitergezahlt. Nach einer Reise nach Brasilien sollte der Rest des Kaufpreises erstattet werden. Dazu kam es nicht mehr. Desweiteren soll Arno sich im Gefängnis mit Kriminellen eingelassen haben um gefälschte Papiere zu bekommen. Das würde den gewaltsamen Tod erklären, da es unter uruguayanischen Kriminellen durchaus vorkommt, dass ein Sack über dem Kopf gezogen wird.

Das “Medium” Julie Ravell und Ursula Frei werden noch vermisst. Eine Hypothese der Polizei war es, dass die beiden Frauen getötet und in den bewaldeten Bergen begraben wurden. Die Bankkonten der Sekte wurden eingefroren wurden. Vor seiner Nachbarn wurde Wollensak als reich und kultiviert angesehen, doch aus unbekannten Gründen war der Guru unterfinanziert. Die Polizei sucht einen Mercedes Benz Lkw im Wert von 100.000 $, einen chinesischen Doppelkabinenvan, im Wert von 12.000 $ und ein Massey Ferguson Traktor, das neuste Modell im Wert von 40.000 $ geschätzt. Die acht Verdächtigen wurden mitterweile wieder freigelassen.

Vor einigen Tagen dann erneut ein Schreck. An einer Bahnlinie wurden zwei verbrannte schwarze Müllsäcke mit verkohlten Leichenteilen gefunden. Die Personen wurden erschossen, zerstückelt, in schwarze Säcke gesteckt und angezündet. Die Vermutung, dass es sich um die beiden vermissten Frauen handelt lag nahe, jedoch wurde nach der Autopsie bekannt gegeben, dass es sich um einen Mann und eine Frau handele, deren genetisches Profil nicht zu deutschen Frauen des gesuchten Alters passt. Die Leiche Arno Wollensaks wurde wohl entweder in den Fluss oder von einem Boot aus ins Meer geworfen.


Update: 18.11.2016

Vor einem geschlagenen Monat habe ich die letzten aktuellen Nachrichten aus Uruguay hier aufgeschrieben. Aktuell gibt es viele Neuigkeiten, die ich über Kontakte in Südamerika bekommen habe. Jedoch kann ich diese aus persönlichen Gründen (noch) nicht veröffentlichen. Dennoch ist es interessant mit anzusehen, wie die Lokalen Käseblätter allmählich an dieser Geschichte Interesse zeigen. Es wurde etwas in Wollensaks Vergangenheit im Lipperland herumgewühlt, ein Ex-Vermieter wurde aufgetan, der versucht, sich an Dinge von vor 30 Jahren zu erinnern. Natürlich sind diese “Erinnerungen” durch die aktuellen Berichterstattungen als subjektiv einzustufen, da die  Zeitungsberichte dieser Geschichte bereits ein gewisses “Geschmäckle” verpasst haben. Den Rest vernebelt die Zeit.

Insgesamt muss man sagen, dass sich in den Zeitungsartikeln viele Vermutungen und Interpretationen Dritter tummeln. Desweiteren kann man das heute leider übliche “Google-Copy-Paste-Syndrom” sehen. Die Informationen wurden zum Teil aus einem Zeitungsartikel der Zeitung El Pais Uruguay vom 16 Oktober 2016 übernommen. Sicher ist zur Zeit nur, dass der oder die Mörder nicht gefunden wurden und dass die vermissten Frauen noch nicht aufgetaucht sind.

Durch meine vielfältigen Kontakte erfahre ich immer mehr Schnipsel aus dem Leben des Arno Wollensak. Aktuell habe ich durch seinen gefälschten Reisepass und seinen falschen Namen “Marc Neumann Peters” erfahren, dass er von Uruguay aus ein Import-Geschäft angemeldet hat. Man findet einige  Rechnungen und Lieferdetails im Internet. Als letzten Import bekam er am 14.05.2014 Schutzbleche und ein Tuning-Kit für einen Geländewagen im Wert von 325 US$ geliefert. Ihm ging es also zu dieser Zeit noch sehr gut.

Desweiteren sind die Behörden von Uruguay bemüht, Informationen an Hinterbliebene und Verwandte weiterzuleiten, wie meiner Tante. Ich verstehe zwar nicht ganz warum versucht wird, den Kontakt zu ihr über mich und nicht über das Auswärtige Amt herzustellen, aber im Grunde ist es mir so recht. Leider verweigert meine eigene Tante den Kontakt mit mir.

Das macht mich traurig und bringt micht dazu, mir meine Meinung dazu selbst zu bilden.
Für gewöhnlich kommen Menschen dann nicht gut dabei weg!
Für mich ist die Sache damit erledigt.

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Abschliessend möchte ich sagen, dass ich mich freue, dass Kathie und Lea ihren Weg zurück ins Leben gefunden und auch Spass am Leben haben können. Ich wünsche euch alles Gute! Ich entschuldige mich dennoch, dass jemand aus meiner Familie an diesem Unglück teilgehabt hat. Gleichzeitig möchte ich aber meinen Eltern dafür danken, dass sie sich von Arnos Art und Weise nicht haben beeinflussen lassen. Durch dieses Glück kann ich diese Geschichte nicht aus eigener Sicht wiedergeben.


Upda 2018

Mein letzter Stand der ganzen Angelegenheit ist, dass die beiden “Last Woman Standing” Ravell und Frei im Jahr 2017 durch die Regierung von Uruguay über Interpol als „wanted person“ international gesucht werden. Als Grund wird „Verdacht des Mordes“ angegeben. Wirklich passiert ist seit dem Tod des „Gurus“ eigentlich nichts. Angeblich gab es eine Spur in der Schweiz. Jedoch basiert diese Information nur auf einem einzigen Onlineartikel.

Lea Laasner möchte sich nicht mehr zu dem Fall äussern und auch Katharina steht mitten in ihrem neuen Leben und konzentriert sich darauf. Seit über zehn Jahren recherchiere ich zu dieser Geschichte und wie es scheint, bin ich nun der letzte Mensch, der sich damit beschäftigt.

ich hoffe dennoch, dass diejenigen, die das hier lesen und Bezug zu der Geschichte haben, sich mitteilen möchten und mich anschreiben.

Phil…

8 Antworten auf Über den Tod eines Onkels. Arno Wollensak, Seelenfänger

  1. CEG

    Hi! I’m sorry I don’t understand German, and Google did the best they could to translate this article into Spanish. I wanted to make a video about the murder of Arno Wollensak and I wanted to talk to the people involved in the case. I tried contacting Katharina to no avail (quite understandable). From what I could gather, you’re Arno’s nephew? Or is Google just messing with me?

    Anyway, great article! Sending you love!

  2. Peter Maisch

    Ich war auf der Mayaranch zur Zeit von Arnos Flucht.

  3. Katarina

    Hallo!
    Ich lese dieses Buch im Moment.Ich lese nur solche Art von Büchern.Sekten,Drogen,Prostitution usw.Aber es muß eine echte gelebte Story sein.Deswegen lese ich immer die ganzen Berichte zum Thema im Internet.Irgendwie brauche ich die ganzen Informationen um das ganze noch spannender zu finden.Auch mal so eine Person auf nem Foto zu sehen,reicht aus und ich bin so drin als wenn ich selber dabei gewesen wäre.
    Deine Infos waren super.Aber was ist mit der Tochter von Arno passiert?Wird es im Buch noch vorkommen.Bin mit der helfte durch und bis jetzt kein Word dass er ne Tocher hatte.Hmm.War sie auch in Belize?

    • Hallo Katarzyna,

      es freut mich, dass dir meine kleine persönliche “Berichterstattung” gefällt.
      Ich kann mich leider nicht mehr an jede Zeile aus dem Buch genau erinnern, aber ich meine, dass die Tochter gelegentlich mal in einem Nebensatz erwähnt wurde.
      Ja sie war auch auf der “Maya Ranch” in Belize. Zum aktuellen Verbleib kann ich aus persönlichen und rechtlichen Gründen keine Angaben machen.

      Gruss… Phil…

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