Fernmeldesektorturm M Pelzerhaken

https://www.auferstandenausruinen.de/wp/wp-content/gallery/fernmeldesektorturm-m-pelzerhaken/IMG_8306.JPG

Heute ist der 83 m hohe, über die Rettiner Wiesen ragende Turm nur noch eine leere Hülle aus Beton. Ganz und gar leblos ist er jedoch nicht: Hier finden unter anderem Fledermäuse, Mauersegler, Schwalben und Turmfalken einen Unterschlupf. Von 1964 bis 1990 dagegen wurde der Fernmeldeturm der Bundesmarine zur militärischen Auskundschaftung der DDR-Streitkräfte genutzt – und daher von den Einheimischen schlicht “Horchturm” oder “Spökenkieker” genannt. Ein historisches Wahrzeichen!

Siegnalerfassung zwischen West und Ost

Mitte der 1960er Jahre, zu Zeiten des Kalten Krieges, errichtete die Bundeswehr in unmittelbarer Nähe zur ostdeutschen und tschechoslowakischen Grenze sechs sich ähnelnde Funkaufklärungsanlagen mit praktisch Baugleichen Türmen. Sie waren mit umfangreichen Geräten zur Fernmelde- und elektronischen Aufklärung ausgestattet, durch die Funkgespräche in der damaligen DDR abgehört und anderem elektronische Signale erfasst werden sollten. Siese sogenannten Fernmeldetürme waren mit Buchstaben gekennzeichnet. Die Türme A, B, C, E, und F wurden von der Luftwaffe und der als Fernmeldeturm M bezeichnete Aufklärungsturm in Pelzerhaken von der Marine betrieben.

Vom alten zum neuen Turm

Pelzerhaken war für Aufklärungszwecke gut geeignet, bot der Standort doch eine ungehinderte Sicht zum ostdeutschen Ufer der Lübecker Bucht, wo sich Kampf- und Aufklärungseinheiten der Nationalen Volksarmee und der Sowjetunion befanden. Dienstort der seit 1958 in Pelzerhaken angesiedelten Marinefernmeldeststelle war zunächst der sechsstöckige Turm an der Pelzerwiese, der heute, in Meeresfarben getaucht, ein Wassersportzentrum beherbergt. Im Frühjahr 1964 begann der Bau des neuen Turms auf den Rettiner Wiesen. Anfang 1972 bezog der Marinefermeldesektor 73 den nun technisch und räumlich weitaus besser aufgestellten 16-stöckigen Aufklärungsturm. Diensträume. Lager und Werstätten waren im Turm angesiedelt und über eine Wendeltreppe und Notfallrutsche miteinander verbunden. Die Stockwerke 12 bis 16 wurden für diverse Peil- und Aufklärungsantennen genutzt, von denen einige später, weithin sichtbar auch auf dem Dach und dem Gelände angebracht wurden. 1986 und 1987 erfolgte die Sanierung von Fassade und Betonschaft des Turms.

Unter strenger Geheimhaltung

In Pelzerhaken waren zwischen 1958 und 1992 zeitweise bis zu 300 Soldaten und zivile Mitarbeiter mit der Fernmelde- und elektronischen Aufklärung beschäftigt. Sie arbeiteten im Schichtdienst und waren in einer Kaserne in Neustadt untergebracht. Über die Aktivitäten der militärischen Einrichtungen wusste die Öffentlichkeit jedoch viele Jahre lang so gut wie nichts. Dies führte zu etlichen Vermutungen über den Sinn und Zweck des Horchturms.

Von der Wende bis heute

Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde die militärische Aufklärung gegenüber der Volksmarine im Jahr 1990 eingestellt. Im Herbst 1992 wurde der Marinefernmeldesektor 73 aufgelöst. 1997 ging der Aufklärungsturm, mittlerweile überflüssig geworden und leergeräumt, in den Besitz der Stadt Neustadt über. Seitdem ist über seine weitere Nutzung oder seinen Abriss häufig diskutiert worden.
Quelle: Schild vor Ort

Weiterführende Informationen und Bilder aus dem Inneren findet ihr bei den Kollegen von geschichtsspuren.de

[Fotos aus dem Jahr 2018]

5 Antworten auf Fernmeldesektorturm M Pelzerhaken

  1. Heinz Gambler

    Hallo zusammen,

    Ich war vom 01.04./01.07.1971 bis zum 30.06.1972 als Funker in der Marinefernmeldekompanie 73 tätig und denke immer noch sehr gerne an meine Marinezeit in Neustadt und Pelzerhaken zurück.
    Mich zieht es immer wieder mal dahin. Zuletzt 2020, wo ich in der Neustädter Kaserne sogar vor meiner Stubentür gestanden habe.
    Ich habe sowohl im alten DLRG-Turm als auch im neu eingeweihten Turmn meine Arbeit verrichtet.
    Ein Highlight im neuen Turm war die Notrutsche aus der 12. Etage.

  2. Die Pelzer Wiese war praktisch das Ziel für Kurze Standurlaube set meiner Virschulzeit bis letztlich zum Ende meiner Schulzeit 1970. Man hatte damals freie Zufahrt vorbei am gesperrten Militärgelände zum Strand ohne jede touristischen Attraktionen, und konnte sich so wseitaus freier bewegen, als in den offiziellen Ostseebädern. Der 6 stöckige Turm stand damals direkt an der Wasserlinie, tels schon im Wasser am Strand und konnte nur über eine Fußgängerbrücke erreicht werden. Auf dem Land hinter dem Turm war auf einem gemauerten Sockel eineinfotafel angebracht. Ein stück westlich befand sich damsals auch ein teilweise verfallenes Betonbecken. Mein Vater fuhr damals einen Tempo Matador mit Niederflur-Pritsche und hohem Planenaufbau. auf den m eine Eltern ein paar Möbedl aus ihrem Möbelhandel verladen hatten, und wior so unauffällig da so mancher verlängerte Wochenende am Strand verbracht haben. Außerhalb des militärischen Geländes gab es damals eine Beton-Halle, und cam pierten hier Pfadfindere auf der Pelzer Wiese, war darin eine Feldküche aufgebaut, die dann auch Essen an jedermann verkaufte. Ein Foto habe ich noch, würde es gerne zusenden.

  3. Karl-Heinz

    Hallo Herbert,
    wir ( Camper aus Rettin ) versuchen den Turm wieder zu Retten
    schau doch mal auf http://www.Horchturm.DE
    Wäre schön wenn du durch erlebnisse oder Bilder zum Erfolg mit beitragen könntest

    Gruß Kalle

  4. Morschett Herbert

    Hallo,
    war in der Zeit vom 01.10.1970 bis zum 30.09.1971 als Wehrpflichtiger im alten Turm als Fernschreiber tätig. Erinnere mich gerne an diese Zeit in Neustadt-Pelzerhaken. An die Kameraden, an den Dienst im Turm und an deie Ostsee. Und nicht zu vergessen, an den Ollen Kotten.
    War für mich persönlich ein prägender Lebensabschnitt. Möchte ihn nicht missen. Schau mir manchmal Neustadt von oben im Internet an. Finde mich nicht mehr zurecht. Schade!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.