Belgische HAWK-Flugabwehr-Stellung

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MIM-23 HAWK ist ein mobiles, allwetterfähiges Flugabwehrraketensystem aus US-amerikanischer Produktion. Hersteller war die Firma Raytheon. Zur Anpassung der deutschen Luftverteidigung an die geänderte Bedrohungslage, welche mit der Einführung von überschallfähigen Strahlflugzeugen entstanden war, wurde zu Anfang der 1960er Jahre die Ausrüstung der Bundeswehr mit Flugabwehrraketensystemen US-amerikanischer Produktion beschlossen. Sie sollten die nunmehr deutlich überforderte Fla-Rohrartillerie ablösen. Für die Bekämpfung von hoch fliegenden Zielen (überwiegend Bomber) fiel die Wahl auf das schwere Flugabwehrraketensystem Nike Ajax (später auf Nike Hercules umgerüstet). Die Bekämpfung von Flugzielen in niedrigen und mittleren Höhen (insbesondere Jagdbomber) sollte das System HAWK übernehmen.

HAWK ist ein Flugabwehrraketensystem mittlerer Reichweite zum Einsatz gegen Flugziele im tiefen bis mittleren Höhenbereich, das durch Verlastung auf Einachsanhängern sowie auf LKW voll verlegefähig ist. Alle Radargeräte, die Lage- und Auswertezentrale (Information Coordination Centre, ICC), der Feuerleitstand (Platoon Command Post, PCP) sowie die Feuerleitzentrale (Battery Control Central, BCC), Startgeräte (Launcher, LCHR), Raketenpaletten sowie die Führungskabinen und die 56-kVA-Stromerzeugungsaggregate (SEA oder GEN) und alles technische Zubehör waren innerhalb einer halben Stunde abgebaut und auf dem Marsch.

Die Zielsuche erfolgt durch je ein Impuls- (Pulse Acquisition Radar, PAR) und ein Dauerstrich-Erfassungsradar (Continuous Wave Acquisition Radar, CWAR). Zur Bekämpfung wird das Flugziel mit einem weiteren Dauerstrich-Radar (High-Power Illuminator Radar, HPIR) beleuchtet. Die dabei reflektierte Radarenergie dient der Lenkeinheit des Flugkörpers zur Zielsuchlenkung, wobei zusätzlich direkte Steuersignale gesendet werden, die von einer Antenne am Heck des Flugkörpers empfangen werden. Dieses Prinzip wird halbaktives Zielsuch-Lenkverfahren genannt. Der Name des Waffensystems basiert auf diesem Verfahren (HAWK, Homing all-the-way Killer). Die Zündung des Gefechtskopfes erfolgte durch einen Vergleich der Signalstärke der von einer seitlichen und einer Heckantenne empfangenen Radarenergie des HPIR. Befand sich der Flugkörper auf gleicher Höhe mit dem Ziel, wurde das Signal der seitlichen Antenne (die vom Ziel reflektierte Radarenergie) schwächer und die Zündung wurde ausgelöst.

Zur korrekten Entfernungsmessung eines Flugzieles auch unter elektronischen Störmaßnahmen wurde zusätzlich ein Entfernungsmessradar (Range only Radar, ROR) eingesetzt, das sich stufenlos über einen sehr großen Frequenzbereich betreiben ließ und dadurch praktisch nicht störbar war. PCP und ICC waren zudem mit der NATO-weit verbreiteten elektronischen Freund-Feind-Erkennung (Identification Friend/Foe, Selective Identification Feature: IFF/SIF) und dem Zentralrechner (Automatic Data Processor, ADP) ausgestattet. Letzterer hatte einen Arbeitsspeicher von 64 KB auf Ringkern-Technologie basierend, der auch bei Abschaltung bzw. Ausfall der Betriebsspannung die zuletzt gespeicherten Daten behielt.

Der Flugkörper hat eine effektive Kampfentfernung von maximal 25 Kilometern bei einer maximalen Flughöhe von knapp unter 14.000 Metern. Die Beschleunigung des Feststoffantriebs reichte aus, um wenige Meter nach dem Verlassen des Startgerätes einfache Schallgeschwindigkeit (Mach 1) zu erreichen.

In der Bundeswehr wurde HAWK ab 1963 bei der Luftwaffe eingeführt, zunächst in der Version Basic-HAWK. Mitte der 1970er-Jahre wurde mit der Umrüstung auf Improved HAWK (IHAWK) eine wesentliche Kampfwertsteigerung erzielt, als unter anderem durch die Steigerung der Radar-Leistung die Zielerkennung und -bekämpfung sowie mit die Einführung eines digitalen Waffensystemrechners die Bedienungsabläufe wesentlich verbessert werden konnten. Mit den Versionen PIP (Product Improvement Program) und PIP-II wurde Mitte bis Ende der 1980er-Jahre die Umstellung auf Halbleitertechnik und Digitaltechnik fortgesetzt und dadurch die Zuverlässigkeit im Einsatz erheblich gesteigert.

In der Hochphase des Kalten Kriegs waren 36 Systeme (Batterien, später Staffeln) in neun Flugabwehrraketenbataillonen (später Geschwader und Gruppen) der deutschen Luftwaffe eingesetzt. Im NATO-Verbund zusammen mit niederländischen, belgischen und US-amerikanischen Einheiten bildeten diese HAWK-Verbände den sogenannten HAWK-Gürtel, der sich von der dänischen Grenze quer durch Deutschland bis zur Grenze nach Österreich erstreckte. Die einzelnen Stellungen innerhalb des HAWK-Gürtels waren so gewählt, dass sich die Wirkungsbereiche der einzelnen Feuereinheiten, selbst bei Ausfall einzelner Waffensysteme, überlappten und somit eine lückenlose Abdeckung gewährleistet wurde. Neben den Friedensstellungen waren je Batterie / Staffel mehrere Einsatzstellungen (KILO-, LIMA und MIKE Pattern) erkundet worden, in die man das Waffensystem im Einsatzfall verlegt hätte. Im NATO-Verbund hatten die HAWK-Verbände die Aufgabe, die Luftverteidigung Mitteleuropas rund um die Uhr sicherzustellen. Hierzu waren alle Flugabwehrraketenverbände bereits im Frieden der NATO unterstellt („assigniert“). Zahlreiche Radarführungsstellungen und Gefechtsstände stellten die Führung der einzelnen FlaRak-Verbände im Frieden und zu Krisenzeiten sicher.

Im FlaRak-Verbund geriet HAWK mit seiner inzwischen veralteten Technik und seinen langsameren Datenverbindungen gegenüber dem moderneren PATRIOT immer mehr in Rückstand. Dies trat im Übungsbetrieb vor allem beim Einsatz des integrierten HAWK-Simulationsgeräts (Operations Training System; OTS) beim Training im sogenannten „netted scenario“ zu Tage. Insgesamt ergaben sich im weiteren Einsatz nicht nur Einschränkungen im Kampfwert – insbesondere die hohen Betriebskosten, die immer knapper werdenden Ersatzteile (vor allem Röhrentechnik) und der umfangreiche Personal-, Fahrzeug- und Wartungsbedarf führten zur schrittweisen Reduzierung der aktiven Einheiten und in den frühen 2000er-Jahren zur Außerdienststellung. Die letzten beiden HAWK-Einheiten der Bundeswehr wurden Ende 2005 mit der Flugabwehrraketengruppe 15 in Leipheim außer Dienst gestellt. Ausgemusterte HAWK-Lenkflugkörper sind zum Teil zu Orion-Höhenforschungsraketen umgerüstet worden.

Die HAWK-Verbände der Luftwaffe waren voll verlegefähig und für den Allwetterbetrieb ausgelegt. Die Systeme wurden im Luftverteidigungs-Schichtdienst rund um die Uhr aus ausgebauten Feldstellungen heraus betrieben. Eine Schicht dauerte zwischen 48 und 72 Stunden und wurde durch eine der drei (später vier) Kampfbesatzungen geleistet. Der Luftverteidigungsdienst war in vier unterschiedliche Bereitschaftsstufen eingeteilt, die jeweils für eine Woche zu halten waren. Dies sind Bestandteile des HAWK-Systems:

  • BCC Battery Contral Central (Feuerleitzentrale)
  • ICC Information Coordination Central (Lage- und Auswertezentrale)
  • PCP Platoon Command Post (Feuerleitstand)
  • PAR Pulse Acquisition Radar (Impuls-Erfassungsradar)
  • CWAR Continous Wave Acquisition Radar (Dauerstrich-Erfassungsradar)
  • ROR Range Only Rader (Entfernungsmeßradragerät)
  • HPIR (2-.fach) High-Power Iluminator Radar (CW Beleuchtungsradar)
  • LCHR (6-fach) Launcher (Startgeräte)
  • MSL (18-fach) Missile (Lenkflugraketen)
  • LDR (3-fach) Loader (Beladekettenfahrzeug)
  • PAL (12-fach) Paletten mit LFKs beladen (davon mindestens 10 mit LFKs)
  • MSL-Pits (2-fach) Standort für Container (ca. 4 Container mit LFKs pro Pit)

Die Systeme waren teilweise durch Betonunterstände bzw. Splitterschutzwände (Revetments) gegen Luftangriffe geschützt und hätten die Bekämpfung feindlicher Luftfahrzeuge in den ersten Stunden eines Überraschungsangriffs ermöglicht. Im Krisen- und Kriegsfall sollten die Einheiten allerdings ihre festen Stellungen verlassen und vorerkundete Verlegestellungen beziehen. Dies wurde während des Kalten Krieges intensiv in Manövern, Verbands- und Einheitsübungen trainiert und von nationalen und NATO-Prüfteams bewertet. Auch während Verlegungen, Übungen und Manövern waren die Einheiten weiterhin der NATO unterstellt und konnten somit verzugslos ihre Aufgabe – die Bekämpfung feindlicher Luftfahrzeuge zu jeder Zeit und bei jeder Wetterlage – wahrnehmen. Dies war möglich, da zu den Verlegeübungen stets die Einsatzlenkflugkörper (LFK) mitgeführt sowie die taktischen Fernsprech- und Datenverbindungen aufgebaut und betrieben wurden.

Die Abkürzung HAWK wird mitunter interpretiert als Homing All the Way Killer (englisch etwa: ständig zielender Mörder; siehe Artikel zum Begriff „Homing“). Möglicherweise existierte zuerst die Bezeichnung HAWK (als sogenanntes „Backronym“) und erst später wurde daraus die Erklärung aus der Beschreibung des Flugverhaltens des Habichts oder des Falken, der dem System seinen Namen gab.

HAWK wurde bei der Bundeswehr aufgrund seiner Komplexität, seiner Fehleranfälligkeit, der häufigen Verlegungen sowie des Schichtbetriebs scherzhaft bezeichnet als:

  • Hope Ajax Will Kill („Hoffentlich wird Ajax töten/treffen“)
  • Heute Alles Wieder Kaputt
  • Holiday and Weekend Killer („Feiertags- und Wochenend-Verderber“)
  • Haufen Arbeit Wenig Kohle
  • Hau Ab Wenn’s Knallt
  • Hinkelstein Abwurf-Katapult

Quelle: Wikipedia

Eigentlich war den ganzen Tag derbster Regen angesagt und genauso sah es auf dem Hinweg zu dieser belgischen HAWK-Stellung auch aus. Doch als wir dort waren kam die Sonne durch die Wolken un bescherte uns einen wundervollen Sonnentag. Wie es bei HAWK-Stellungen üblich ist sieht man hier nicht viel. Da das ganze System klein und mobil war, wurden keine grossen Bunker, wie zb. bei den NIKE-Systemen, benötigt. Die Launcher und Radargeräte wurden in feldmässig verstärkten und getarnten Bauten geparkt, die nach dem Kriege schnell entfernt wurden. Ein etwa 25 Meter hoher Funkmast stand in dieser Stellung von dem man noch den Sockel sehen kann. Ansonsten gibt es nur die betonierten Wege, über die man die niedrig gelegenen Raketenstartplätze errreichen kann. Geht man diese weiter “bergauf” kommt man an die Abstellplätze der Radargeräte. Wir fanden noch zwei überdachte Unterstände und ansonst nur Vögel, Pflanzen und tausende Schnecken!

[Fotos aus dem Jahr 2016]

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