Betonwerk Pebüso am Hawerkamp (abgerissen 2002)

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Der Hawerkamp in Münster ist ein ehemaliges Industriegebiet. Dieses Gebiet liegt quasi in (Halb)-Insellage zwischen Dortmund-Ems-Kanal und der Eisenbahnstrecke Münster-Beckum. Die Entwicklung dieses (ehemaligen) Industriegebietes in Münster ist über einen Zeitraum von etwas mehr als 100 Jahren nachzuverfolgen. Nachdem in den späten 1980er Jahren die ansässigen Firmen wie das Bauunternehmen Peter Büscher & Sohn und die Pebüso-Betonwerke nach und nach Konkurs anmeldeten oder abwanderten hat sich der Hawerkampsich in eine große Industriebrache verwandelt. Seine Geschichte als Industrie- und Gewerbegebiet ist zuende. Nur noch die verbliebenen Büscher-Gebäude sowie der Kiffe-Bau erinnern an die Vergangenheit. Nach dem Ende der Produktion in den Pebüso-Betonwerken am Hawerkamp standen diese Betriebsstätten einige Zeit leer, bevor sie 2002 abgerissen wurden. Dieser Abriss kann als Verlust verbucht werden, insofern Ensemble und (sich verändernder) Zustand der aufgelassenen Hallen eine eigene Ästhetik aufwiesen, wie sie nur sich selbst überlassenen Industriebrachen anhaftet. Die verlassenen Fabrikgebäude entwickelten jenen Charme, der schwer nachzuvollziehen und zu verstehen ist für Beobachter, die nicht vom „Industriebrachen-Virus“ befallen sind. Alternative- und Hiphop-Szene eroberten sich hier ihr Reich, so dass der Hawerkamp sich nun erst in ein breiteres Bewusstsein schob und in „einschlägigen“ Kreisen auch überregional zum Gelände mit Kultstatus avancierte. Die Graffiti an Fabrikmauern und Betonwänden gingen weit über einfache Tags hinaus. Die Betonwerke dienten u.a. als authentische, einizgartige Kulisse für private Parties aus verschiedene Szenen mit nächtlicher Kerzenbeleuchtung, das gesamte Gelände wurde als große Chill-Out Area genutzt, kleine Open-Air–Feten mit Musikanlage auf dem Tapeziertisch zwischen den Werkshallen und Kaltgetränken im VW-Bus waren auch deshalb beliebt, weil eine Ruhestörung anderer durch größere Lautstärken hier kaum möglich war. Außerdem war das Hawerkamp-Gelände wegen seiner Hinterhof-, Sackgassen- und (Halb-) Insellage ungestört von „Durchreiseverkehr“ oder anderen „störenden“ Einflüssen. Auch viele alte Autos fand man hier.

In die ehemaligen Büscher-Gebäude sind neben einigen Kfz-Werkstätten vor allen Clubs und Künstler eingezogen. Das frühere Verwaltungsgebäude beherbergt neben verschiedenen Künstlern und dem Kommunikationscentrum Münster aber auch den Verlag Monsenstein & Vannerdat. Die vormalige Maschinenhalle dient momentan als Partylocation für Sputnikhalle und Triptychon, das frühere Belegschaftshaus beherbergt die Clubs Favela und Fusion. Auch im hinteren Bereich des Firmengeländes, so z.B. in der früheren Schweißerei bzw. dem Anbau daran, finden sich Künstler bzw. kleinere Werkstätten. Das nun noch existierende ehemalige Firmengelände befindet sich momentan in Selbstverwaltung, die dem Verein Erhaltet den Hawerkamp vom Eigentümer, der Stadt Münster, zugestanden wurde.

Quelle und sehr informative Seite zum Gelände mit vielen Fotos aus besseren Zeiten:
www.drahtwort-baubuescher.de.ms

Ein schöner Bericht zum Abriss des Spitzbunkers und 2 Berichte zum Abriss des Pebüso Betonwerkes:
www.7grad.org/spizbunker & www.7grad.org/pebüso1 & www.7grad.org/pebüso2

Eine schöne Galerie mit alten Fotos, auch vom Inneren einiger Gebäude:
www.detlevbehrens.de

Ich besuchte den Hawerkamp das erst Mal Ende der 1990er Jahre wegen des Fusion Clubs. Dennoch ging der Eindruck der fast hundert Jahre alten Fabrikgebäude mit den grossartigen Graffiti nicht spurlos an mir vorbei und so bin ich kurz vor dem grossen Abriss damals mit meiner analogen Kamera über das Gelände gegangen und habe zum Glück einiges an Bausubstanz, wie den kleinen Spitzbunker fotografisch sichern können. Mir blutet dennoch jedesmal das Herz, wenn ich sehe was alles unwiderbringlich verloren ist. Die erste Galerie besteht aus den alten Fotos, die zu Beginn des neuen Jahrtausends entstanden sind und die zweite Galerie zeigt einige Bilder von vor zirka zwei Jahren.

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Der “alte” Hawerkamp:

[Fotos aus dem Jahr 2001]

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Der “neue” Hawerkamp:

[Fotos aus dem Jahr 2009]

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