Horst-Wessel-Gedenkstein

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In der westfälischen Stadt Bielefeld, der Geburtsstadt Horst Wessels, wurden in der Zeit des Nationalsozialismus zwei Ehrenmale für den 1930 getöteten SA-Sturmführer errichtet. Sie folgten der von den Nationalsozialisten inszenierten Verklärung der Person Wessels zum „Märtyrer der Bewegung“.

Bereits im Frühjahr 1933 regte der Gastwirt Hugo Möller an, auf dem Kammweg des Teutoburger Waldes einen Gedenkstein für den 1907 in Bielefeld geborenen Pfarrersohn Wessel zu errichten. Über die Ortsgruppe der NSDAP stellte er beim Magistrat der Stadt den Antrag, für ein solches Vorhaben ein geeignetes Grundstück zur Verfügung zu stellen. Die Stadt unterstützte das Ansinnen und wandte sich im Mai 1933 mit einem Spendenaufruf an ihre Bürger.

Über den Sommer 1933 entstand unweit der Gaststätte Möllers auf der Winterkesse, der Anhöhe gegenüber dem Ebberg, am Hermannsweg errichtet. Der über 20 Tonnen schwere Stein, der im Mittelpunkt einer Gedenkstätte, die einem germanischen Thingplatz nachgebildet war, umringt von kleineren Brocken stand, stammte aus dem Hallelujasteinbruch der Anstalt Bethel, woraus jedoch niemand auf ein enges Einvernehmen zwischen diesem Werk der Nächstenliebe und dem NS-Regime schliessen darf. Begleitet von einem Aufmarsch der SA fand am 8. Oktober 1933, dem so genannten Tag des nationalen Liedes, einen Tag vor Wessels 26. Geburtstag, im Beisein von Wessels Mutter und Schwester die Übergabe des Steins an die Öffentlichkeit statt. Es war eine sehr große Veranstaltung: es waren ungefähr 20.000 Leute, die dort mitten auf dem Höhenkamm des Teutoburger Waldes aufmarschieren.
Quelle: Daniel Siemens: „Tod und Verklärung eines Nationalsozialisten“, Günter Gerke “Bielefeld – so wie es war Band 2.

Trotz des Fernbleibens von Propagandaminister Joseph Goebbels, auf den die Erfindung der „Passionsgeschichte“ um Wessel zurückgeht, stilisierte die nationalsozialistische Führung den Tag zu einem Höhepunkt des Gedenkens hoch. Der Gauleiter von Westfalen Alfred Meyer taufte den Abschnitt des Teutoburger Waldes in „Horst-Wessel-Höhe“, noch am gleichen Tag wurde in Berlin Wessels Sterbezimmer zur Gedenkstätte erklärt.
Quelle: Wikipedia

Ob Bethel nun direkt in die Machenschaften der Naziführung verwickelt war, oder nur ein “Mitläufer” war ist nicht abschliessend geklärt. In den evangelischen Bodelschwinghschen Anstalten in Bethel holte man zwar die Behinderten nicht zur Ermordung ab, doch eine unabhängige Untersuchung aus dem Jahr 2014 erhebt den Vorwurf, dass man behinderte Kinder dort sogar direkt töten ließ. Außerdem geschah dort vielfach anderes Unrecht. So mussten von 1942-1944 z. B. eine unbekannte Zahl von Kriegsgefangenen und ca. 150-180 Zwangsarbeiter dort hart arbeiten – Menschen die von der deutschen Armee in Osteuropa gefangen und nach Deutschland verschleppt wurden. “Bethel war von Anfang an voll in das Zwangsarbeiter-System integriert” (Prof. Matthias Benad, Leiter der Forschungsstelle für Diakonie und Sozialgeschichte an der Kirchlichen Hochschule Bethel, zit. nach Ev. Sonntagsblatt für Bayern Nr. 39, 24.9.2000, S. 7). Und über Bethel soll nach dem Krieg teilweise auch die Flucht hochrangiger Nationalsozialisten ins Ausland organisiert worden sein.

Zuerst eine Plakette zum Horst-Wessel-Tag 1933:

Dann einige historische Bilder des Gedenksteins:


Mir wurde erzählt, dass der Gedenkstein 1946 von den Besatzern mit Handgranaten gesprengt wurde. Auf Luftbildern erkenne ich jedoch mindestens bis 1951 den Kreis aus Steinen. Auf Luftbildern von 1977 erkennt man noch Trümmer auf dem Wanderweg. Heute sind nur noch Trümmer und die schwer erkennbare runde Form des Thingplatzes im Wald zu finden.

[Fotos aus dem Jahr 2011]


Hier seht ihr nun das Gedenkstein-Areal im Sommer. Wie sie sehen, sehen sie nichts!

[Fotos aus dem Jahr 2015]


Update 2020

Manchmal hat schlechtes Wetter auch etwas Gutes. Die anhaltende Dürre hat dem Teutoburger Wald mächtig zugesetzt. Stellenweise wurden ganze Berghänge gerodet. So auch auf der Ex-Horst-Wessel-Höhe. Das Gute daran ist, dass man nun den Waldboden nach Trümmern des Gedenksteines absuchen kann. Man findet nun einige bis zu einem halben Meter grosse Trümmerteile. Leider immer ohne sichtbare Markierungen oder Schrifttteilen.

[Fotos aus dem Jahr 2020]


4 Antworten auf Horst-Wessel-Gedenkstein

  1. Marcelo

    Huhu,

    kurze Anregung: Westlich des Gedenkstein-Areals kann man am Nordhang des Hauptkammes auffällige Bodenstrukturen erkennen (bei DGM-Schummerung). Genauer gesagt Nähe Habichtshütte. Ne Ahnung worum es sich dabei handelt? Bodenlöcher durch Windwurf schließe ich mal aus, da zu gleichmäßige Anordnung.
    Wär schön, mal was darüber zu erfahren. Danke!

  2. D.Schulz

    Hi

    hier: https://historischer-rueckklick-bielefeld.com/2021/04/01/01042021/

    gibt es noch einiges wissenswertes nachzulesen!

    Gruß Det

  3. Andrew Howard

    I was told by an old man that Bielefeld was known as Horst Wessel Stadt Bielefeld. I can’t find any evidence of this. Could it be true?

    Ein alte Mann erzählte mir das Bielefeld war früher Horst Wessel Stadt genannt. Ich finde keine Beweise dafür. Könnte es wahr sein?

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